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Liebe Mitglieder des Fördervereins St. Nikolai,

unsere Nikolaikirche ist voll von Bildern und plastischen Darstellungen, die auf vielfältige Weise biblische Geschichten erzählen. Und mehrmals wird in St. Nikolai die Geschichte von der Menschwerdung Gottes erzählt. Beginnend mit der Verkündigung des Erzengels Gabriel an Maria, über die Geburt im Stall zu Bethlehem, die Beschneidung Jesu bis zur Flucht nach Ägypten.

Sie werden diese Darstellungen sicher schon das ein und andere Mal in unserer Kirche betrachtet haben. Dabei sind Ihnen vielleicht auch die beiden Orgel spielenden Engel in der Predella unseres Hochaltars aufgefallen. Es sind ungewöhnliche Musikanten. Wenn Engel bei der Geburt im Stall zugegen sind, spielen sie in der Regel Flöte, Trompete oder Posaune … oder sie singen. Schauen Sie in diesen Tagen mal auf Ihre Krippendarstellung zuhause. Unsere beiden Engel jedoch spielen eine kleine Orgel, ein sogenanntes Portativ. Im Mittelalter waren es meist Spielleute, die mit einem Portativ ihre Gesänge begleitet haben. Doch geht es mir hier nicht um Instrumentenkunde. Vielmehr frage ich mich, was die beiden uns wohl zu sagen hätten, wären sie nicht gerade so sehr in das Musizieren vertieft. Die Darstellungen auf den Altären und Mauern von St. Nikolai haben die zentralen biblischen Geschichten zum Thema. Aber in diesen bildlichen Predigten der großen, schwergewichtigen Themen gibt es immer wieder so manche kleine, verborgene Predigt, vielleicht nennen wir sie einfach mal ein „Predigtchen“. Ein solches Predigtchen habe ich in der Darstellung der beiden Engel mit dem Portativ entdeckt.

Während der eine unablässig die beiden Keilbälge betätigt, greift der andere beherzt in die Tasten. Und genau dabei ist der eine Engel auf den jeweils anderen angewiesen. Die Erzeugung des notwendigen Windes macht noch keine Musik, und das Spielen auf den Tasten ohne entsprechenden Wind ebenfalls nicht. Die beiden kommen nur miteinander ans Ziel. Ohne eine funktionierende Zusammenarbeit wäre außer einem leisen Quietschen der Bälge oder dem Klappern der Tasten nichts zu hören, erst recht keine Musik, die dem Ort und dem Ereignis angemessen wäre.

Natürlich wissen wir alle, dass das Miteinander schöne und herausfordernde Seiten hat. Miteinander – das kann schön sein, bestärkend. Im Miteinander merke ich: Ich bin nicht allein. Es gibt andere, die die gleiche Wellenlänge haben wie ich. Wir ergänzen uns gut. Es gibt Freunde, die sich schützend vor mich stellen, wenn es hart auf hart kommt. Oder die mir helfen aufzustehen, wenn ich gefallen bin. Und es gibt Freunde, denen ich beistehen kann, wenn sie sich schlecht fühlen. Auch das kann schön sein: das Gefühl, gebraucht zu werden und helfen zu können. Und dann gibt es natürlich auch die andere Seite: das Miteinander, das anstrengend ist, das herausfordert, das nervt, weil mir der andere auf den Geist geht. Der andere ist zu langsam, ich will schneller voranpreschen, aber ich muss warten.

Paulus, der ja viele Gemeinden kennengelernt hat, scheint einen realistischen Blick zu haben auf das Miteinander: „Ertragt einander!“ schreibt er in einem Brief an eine seiner Gemeinden. Manchmal geht es nur noch darum: dass man sich erträgt, dass man sich aushält.

Aber am Miteinander kann ich auch wachsen. Der andere korrigiert mich, macht mich auf Dinge aufmerksam, die ich selbst nicht sehe. Das ist manchmal hart. Aber es ist oft wie ein reinigendes Gewitter. Ich erkenne Dinge, die lange Zeit wie ein blinder Fleck in mir waren und die quer liegen: in mir, in meiner Art, in meinem Umgang mit anderen. Das ist hart zu erkennen, aber nur so kann ich es in Angriff nehmen.

Ich wünsche Ihnen zu diesem Weihnachtsfest und weit darüber hinaus, dass Sie getragen werden von einem großen Miteinander – wir brauchen es so dringend, im privaten Bereich, in unserer Gesellschaft und weltweit!

Der Weihnachtsbrief ist auch eine schöne Gelegenheit, auf das zu Ende gehende Jahr zurückzublicken und nach vorne zu schauen. Im Jahr 2024 führte der Stralsunder Architekt Burkhardt Eriksson zweimal zahlreiche Menschen über die Gewölbeböden unserer Kirche und in ihre Türme. Ein Vortrag von Lilian Münch (Potsdam) über den mittelalterlichen Blattkamm der Chorschranken führte uns in die Welt der wissenschaftlichen Möglichkeiten heutiger Restaurierungsarbeiten ein, – es soll nicht despektierlich klingen, ganz im Gegenteil – nach dem Motto: Was man alles sehen kann, wenn man nichts (mehr) sieht. Unter dem Mikroskop wird heute der Aufbau der Farbfassung sichtbar, wenn auch vor gut hundert Jahren nichts davon mehr übrigbleiben sollte. In dem Vortrag über die Schreiter-Fenster nahm uns die Glasrestauratorin Henrike Schmidt (Paderborn) hinein in die Entstehung der Kapellenfenster und in die Arbeit der Glasrestauratoren. Die Mitgliederversammlung bescherte uns neben dem vereinsrechtlichen Teil am Vormittag einen gelungenen Ausflug in die Kirchen von Damgarten und Ribnitz.

Im kommenden Jahr stehen die Veranstaltungen, zu der unser Förderverein Sie und alle anderen Interessierten einlädt, ganz im Zeichen der Reformation in Stralsund vor genau 500 Jahren. Immanuel Schoene (Uni Potsdam) berichtet über seine Forschungen zu Gewalt im Kontext der frühen Reformation. Unser Vorstandsmitglied Christoph Freiherr von Houwald wird einen Vortrag halten über den „Repurgator ecclesiae Sudensis – Christian Ketelhodt und die Reformation in Stralsund“. Professor Ph.D.Habil Maciej Ptaszyński (Universität Warschau) wird berichten über „Das Stralsunder Kirchenbrechen von 1525 vor Gericht: Was können uns die Zeugenaussagen über Gewalt lehren?“. Unser Vorstandsmitglied Annette Huth und die Kirchenmitarbeiterin Angelika Seekamp laden ein zu einer Führung „Auf den Spuren der Reformation in St. Nikolai.“ Die Termine stehen weitgehend fest. Aber da sie sich einpassen müssen in das Gesamtprogramm von Stadt und Kirche zum Reformationsjubiläum sind immer noch kleine Änderungen möglich. Bitte beachten Sie unsere Internetseite und den Programmflyer, den wir Ihnen mit dem Osterbrief zuschicken. Nach der Mitgliederversammlung am 13. September wird dann um 13:30 Uhr die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Dr. Margot Käßmann mit einem Vortrag „Von der Aktualität der Reformation“ den Reigen unserer Veranstaltungen beenden.

Noch eine Anmerkung zum großen Projekt der Turmsanierung: Nach den großen Problemen, eine tragfähige Finanzierung des ersten Bauabschnitts mit einem Volumen von über 1 Million Euro zu finden, sind die Verantwortlichen in Gemeinde, Kirchenkreis und Stadt momentan sehr zuversichtlich, dass ein Baustart im kommenden Frühjahr möglich ist. Das ist allen Stralsunderinnen und Stralsundern und ihren Gästen schon deshalb zu wünschen, weil dann der schöne Platz zwischen Kirche und Rathaus wieder begangen werden kann.

Im Namen des Vorstands mit den besten Wünschen für ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches, gesundes neues Jahr

Ihr

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