Die nach oben strebenden Säulen, die das Kreuzgewölbe tragen, ziehen nicht nur meinen Blick, sondern auch mein Herz nach oben. Ich spüre in mir eine Weite. Gott ist es, der mein Herz weitet, der es öffnet für eine andere Wirklichkeit.
Die Menschen haben sich die Mühe gemacht, über Jahrzehnte hinweg an dieser Kirche zu bauen. Sie haben in der Schönheit der Kirche ausgedrückt, dass Gott ein Gott der Schönheit ist, kein Tyrann, der uns niederdrückt, sondern dass er unsere Herzen nach oben zieht. Gott öffnet uns mitten in den Nöten dieser Welt den Himmel, macht es in uns hell, weitet unser zuweilen verzagtes Herz und schenkt uns Zuversicht. Aber ich habe auch Anteil an dem Glauben, den die Menschen in dieser Kirche seither bekannt und gelebt haben. Denn seit Jahrhunderten, in der Nikolaikirche im kommenden Jahr seit 750 Jahren, haben hier Menschen gebetet und gefeiert. Sie sind mit ihren Sorgen und Nöten in diese Kirche gekommen und haben hier Trost gefunden. Und ich komme auch, setze mich in diesen Raum und vertraue mich ihm an. Und so kann das Licht des Glaubens neu in mich einströmen.
Besonders erfahrbar wird dies für mich in der Osternacht. Das Osterlicht wird in die nächtliche Kirche getragen, ganz klein und eng ist der Raum, den die Flamme erhellt. Dann gehen wir durch die Kirche, singen, öffnen Altar um Altar und schmücken sie, hören die bekannten Worte der Bibel … und währenddessen steigt die Sonne im Ostfenster empor und erleuchtet schließlich den ganzen Raum. In der Kirche wird es hell, in mir wird es hell. Wir sind seit Ostern in ein anderes Licht gestellt. Es zählt nicht allein, was ich tue und bin – über mir leuchtet Gottes Licht.
An vielen Orten ist dieser Tage kein Licht: überall dort, wo Krieg und Zerstörung herrschen. Überall dort, wo Menschen ihrer Freiheit beraubt werden, Gewalt und Unrecht erleben. Doch auch dort hinein scheint ein neues Licht, das Osterlicht. Es deckt auf, dass Krieg, Gewalt und Ungerechtigkeit gegen den Willen unseres Schöpfers stehen. Auch in unseren persönlich erfahrenen Dunkelheiten, in Erschöpfung oder Ratlosigkeit, sehnen wir uns nach Helligkeit. Gerade dort, wo es dunkel ist, muss das Licht der Hoffnung hochgehalten werden.
Der Bürgerrechtler und Friedensnobelpreisträger Dr. Martin Luther King, dessen Wirken auch in der Osterhoffnung gründete, benannte es so: „Wenn unsere Tage verdunkelt sind und unsere Nächte finsterer als tausend Mitternächte, so wollen wir stets daran denken, dass es in der Welt eine große, segnende Kraft gibt, die Gott heißt. Er will das dunkle Gestern in ein helles Morgen verwandeln – und zuletzt in den leuchtenden Morgen der Ewigkeit.“
Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen ein helles, lichtes,
das Herz weitmachendes Osterfest.
Liebe Mitglieder, wir freuen uns sehr, dass seit dem letzten Osterfest wieder zahlreiche Menschen den Weg in unseren Förderverein gefunden haben. Es macht zuversichtlich, dass sich Menschen immer wieder ansprechen lassen, die große Aufgabe des Erhalts der Nikolaikirche auf vielen Schultern zu verteilen.
Sehr Erfreuliches können wir hinsichtlich der so dringenden Turmsanierung berichten. Nachdem nun eine tragfähige Finanzierung für den ersten Bauabschnitt über gut eine Million Euro gefunden wurde, soll im Frühjahr der Startschuss fallen. Unser Verein ist mittlerweile mit Zusagen über 202.000.– Euro daran beteiligt. Ein herzliches Dankeschön an alle Spender und Spenderinnen, die das möglich machen.
Über unser Programm für dieses Jahr informiert Sie der beiliegende Flyer. Genau 500 Jahre ist die Reformation in Stralsund nun her, was lag da näher, als die Veranstaltungen unseres Vereins unter das Motto „Reformation in Stralsund“ zu stellen. Es wird also wieder interessante Vorträge geben und im Rahmen unserer Mitgliederversammlung einen Vortrag von Frau Dr. Margot Käßmann über die „Aktualität der Reformation“.
Und auch im Jahr 2026 knüpfen wir an ein historisches Datum an. Im Jahr 1276 wurde der Bau von St. Nikolai erstmalig urkundlich erwähnt, also vor 750 Jahren. Der Beitrag unseres Vereins zu diesem besonderen Jubiläum wird vor allem in einem Kolloquium bestehen, welches an unserem Mitgliederwochenende stattfinden wird. Wir beginnen am Abend des 11. September mit einem Vortrag von Prof. Dr. G. Pickel (Uni Leipzig) zum Thema „Zukunft von Kirche und Kirchengemeinde“. Am 12. September beleuchten mehrere Vorträge die Situation von St. Nikolai im 20. Jahrhundert. Die Mitgliederversammlung findet am Sonntag nach dem Gottesdienst statt.
Im Namen des Vorstands mit den besten Wünschen für eine
gesegnete österliche Zeit
Ihr